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WEG – Wann ist eine Gemeinschaft verwalterlos?

Ehemalige Verwalterin wehrt sich erfolgreich gegen fehlerhafte Zustellung einer Klage und erhält Recht! Obwohl sie gar nicht mehr im Amt war, musste sie sich mit einer Beschlussersetzungsklage auseinandersetzen – und bekommt nun die Anwaltskosten von den Klägern erstattet. Das Landgericht Nürnberg-Fürth stärkt damit die Rechte fälschlich als Vertreter benannter Personen.

Das Wichtigste in Kürze

  • Gericht: Landgericht Nürnberg-Fürth
  • Datum: 26.08.2024
  • Aktenzeichen: 14 T 6153/23 WEG
  • Verfahrensart: Beschwerdeverfahren im Wohnungseigentumsgesetz (WEG) Kontext
  • Rechtsbereiche: Zivilprozessrecht, Wohnungseigentumsrecht

Beteiligte Parteien:

  • Kläger: Mehrere Eigentümer einer Wohnungseigentümergemeinschaft (WEG), die einen Wirtschaftsplan für 2023 durch Beschlussersetzungsklage beschließen lassen wollen. Sie argumentierten, dass die Beschwerdeführerin als Verwalterin bestellt sei und daher die Klage an diese wirksam zugestellt werden könne.
  • Beschwerdeführerin: Eine Frau, die irrtümlich als Verwalterin der WEG benannt wurde, obwohl ihre Verwalterbestellung nichtig war und zudem abgelaufen gewesen ist. Sie argumentierte, dass sie nicht Vertreterin der WEG sei und daher die Klage nicht wirksam zugestellt wurde.

Um was ging es?

  • Sachverhalt: Die Kläger reichten eine Klage ein, um einen Wirtschaftsplan beschließen zu lassen, nachdem dies in einer Eigentümerversammlung abgelehnt worden war. Diese Klage wurde fälschlicherweise der Beschwerdeführerin zugestellt, die als Verwalterin der WEG bezeichnet wurde, obgleich ihre Bestellung unwirksam war. Die Beschwerdeführerin beantragte, dass die Kläger die Kosten des Verfahrens tragen, da die Zustellung an sie unzulässig war.
  • Kern des Rechtsstreits: Die Frage drehte sich darum, ob eine Person, die fälschlicherweise als Vertreterin im Prozess benannt wurde, die Kosten des Verfahrens veranlasst hatte und ob sie Anspruch auf Kostenerstattung von den Klägern hat, die die Klage an sie zustellten.

Was wurde entschieden?

  • Entscheidung: Die sofortige Beschwerde der Beschwerdeführerin wurde hinsichtlich der Kostentragungspflicht der Kläger weitgehend angenommen. Die Kläger müssen die Kosten der Beschwerdeführerin tragen, da diese nicht rechtmäßig als Vertreterin der WEG im Prozess beteiligt war.
  • Begründung: Das Gericht sah das Veranlassungsprinzip als erfüllt an, da die Kläger die Zustellung durch die Benennung der Beschwerdeführerin als Verwalterin veranlassten. Die Beschwerdeführerin habe die Kosten nicht zu tragen, da sie irrtümlich in den Prozess gezogen und dadurch gezwungen wurde, sich anwaltlich vertreten zu lassen.
  • Folgen: Die Kläger werden als Gesamtschuldner zur Kostentragung verpflichtet. Die Entscheidung verdeutlicht, dass Kläger für die Kosten falscher Zustellungen aufkommen müssen, wenn sie für die fehlerhafte Benennung verantwortlich sind. Die Rechtsbeschwerde wurde zugelassen, um klärende Entscheidung für vergleichbare Fälle zu ermöglichen.

Herausforderungen und Lösungen für verwalterlose Eigentümergemeinschaften

In einer Eigentümergemeinschaft, die nach dem Wohnungseigentumsgesetz (WEG) organisiert ist, übernehmen in der Regel Verwalter zentrale Aufgaben zur Verwaltung und Organisation der gemeinschaftlichen Belange. Doch was passiert, wenn die Gemeinschaft verwalterlos wird? In solchen Fällen müssen die Eigentümer ihre Rechte und Pflichten selbst wahrnehmen, was sowohl rechtliche als auch praktische Herausforderungen mit sich bringt. Die Voraussetzung für eine verwalterlose Gemeinschaft kann unter anderem die Kündigung des Verwalters oder das Fehlen eines Nachfolgers sein.

Die rechtlichen Rahmenbedingungen für die Verwaltung ohne Verwalter sind komplex und oft unklar. Eigentümer müssen sich über die Regelungen in der Gemeinschaftsordnung sowie ihre Verantwortlichkeiten im Klaren sein. Die Beschlussfassung und Organisation von Eigentümerversammlungen werden in diesen Situationen besonders wichtig, um eine funktionierende Immobilienverwaltung sicherzustellen. Im Folgenden wird ein konkreter Fall vorgestellt, der die Herausforderungen und Lösungsansätze einer verwalterlosen Gemeinschaft beleuchtet.

Der Fall vor Gericht


Kostentragung nach unwirksamer Zustellung einer Beschlussersetzungsklage an ehemalige WEG-Verwalterin

Ehemalige Verwalterin übergibt Unterlagen an WEG-Vertreter im Büro
Eine Wohnungseigentümergemeinschaft wird verwalterlos, wenn der Verwalter gekündigt wird oder kein Nachfolger gefunden wird, was rechtliche und organisatorische Herausforderungen für die Eigentümer mit sich bringt. (Symbolfoto: Ideogram gen.)

Das Landgericht Nürnberg-Fürth hat am 26.08.2024 in einem wichtigen Kostenbeschluss die Rechte einer fälschlich als Verwalterin benannten Person gestärkt. Die Kläger hatten eine Beschlussersetzungsklage gegen eine Wohnungseigentümergemeinschaft eingereicht und diese der ehemaligen Verwalterin als vermeintlicher Vertreterin zustellen lassen.

Nichtiger Verwalterbestellungsbeschluss und abgelaufene Amtszeit

Die ursprüngliche Bestellung der Verwalterin war aus zwei Gründen unwirksam: Zum einen war der Bestellungsbeschluss nichtig, da gleichzeitig zwei Personen als Verwalter bestellt wurden. Nach ständiger Rechtsprechung ist die Bestellung mehrerer natürlicher Personen als gleichzeitig tätige Verwalter unzulässig. Zum anderen war die zweijährige Bestellungszeit der als „technische Verwalterin“ eingesetzten Person bereits am 02.02.2023 abgelaufen. Eine Verlängerung der Bestellung war nicht erfolgt.

Anwaltliche Vertretung zur Klärung der Rechtslage erforderlich

Die ehemalige Verwalterin beauftragte nach Erhalt der Klageschrift einen Rechtsanwalt, um ihre fehlende Vertretungsbefugnis gegenüber dem Gericht offenzulegen. Diese Vorgehensweise war nach Ansicht des Landgerichts gerechtfertigt. Die Kläger hielten trotz der Einwände an ihrer Rechtsauffassung fest, dass die Zustellung wirksam erfolgt sei. Aufgrund der komplexen Rechtslage und der bestehenden Meinungsverschiedenheiten war die Einschaltung eines Rechtsanwalts zur Klärung der Situation notwendig.

Kläger müssen Kosten der ehemaligen Verwalterin tragen

Das Landgericht hat die Kläger zur Tragung der der ehemaligen Verwalterin entstandenen Kosten verurteilt. Maßgeblich war das Veranlassungsprinzip: Die Kläger hatten durch die fehlerhafte Benennung der Verwalterin die Zustellung veranlasst. Dieser Fehler wäre für die anwaltlich vertretenen Kläger vermeidbar gewesen. Bereits aus dem mit der Klage vorgelegten Protokoll der Eigentümerversammlung ergaben sich Anhaltspunkte dafür, dass die benannte Person nicht mehr als Verwalterin fungierte.

Nachwirkende Pflichten der ehemaligen Verwalterin

Das Gericht betonte, dass die ehemalige Verwalterin berechtigt war, auf die Zustellung zu reagieren. Aufgrund ihrer früheren – wenn auch nichtigen – Bestellung als Verwalterin trafen sie Nachwirkende Pflichten gegenüber der Wohnungseigentümergemeinschaft. Sie musste tätig werden, um mögliche prozessuale Nachteile für die WEG zu verhindern. Ohne ihre Reaktion hätte ein Versäumnisurteil drohen können.

Grundsätzliche Bedeutung der Entscheidung

Das Landgericht hat die Rechtsbeschwerde zugelassen, da die rechtliche Konstellation einer Zustellung an eine klar bezeichnete, aber nicht wirksam bestellte Vertreterin bislang höchstrichterlich nicht geklärt ist. Die Entscheidung betrifft die grundsätzliche Frage, welche Rechte einer fälschlich als Vertreterin benannten Person zustehen und unter welchen Voraussetzungen sie einen Kostenerstattungsanspruch hat.


Die Schlüsselerkenntnisse


„Das Urteil stärkt die Position von ehemaligen WEG-Verwaltern, die fälschlich als aktuelle Vertreter benannt werden. Es klärt, dass sie einen Anspruch auf Kostenerstattung haben, wenn sie einen Anwalt beauftragen müssen, um ihre fehlende Vertretungsmacht offenzulegen. Besonders bedeutsam ist die Feststellung, dass auch eine nichtige oder abgelaufene Verwalterbestellung nachwirkende Pflichten begründet, die ein aktives Handeln des ehemaligen Verwalters rechtfertigen. Die Entscheidung betont zudem die Sorgfaltspflicht von Klägern bei der Prüfung der aktuellen Verwalterstellung.“

Was bedeutet das Urteil für Sie?

Als Wohnungseigentümer müssen Sie bei rechtlichen Auseinandersetzungen besonders sorgfältig prüfen, wer aktuell als Verwalter bestellt ist. Versäumnisse können zu erheblichen Zusatzkosten führen, wenn Sie den falschen Verwalter benennen. Achten Sie besonders auf die Laufzeit der Verwalterbestellung und prüfen Sie das Versammlungsprotokoll genau – wer leitet die Versammlung und trifft die typischen Verwalterfeststellungen? Als ehemaliger Verwalter haben Sie das Recht, anwaltliche Hilfe in Anspruch zu nehmen, wenn Sie fälschlich als aktueller Vertreter benannt werden, ohne die Kosten dafür tragen zu müssen.


Benötigen Sie Hilfe?

In WEG-Angelegenheiten können unklare Vertretungsverhältnisse schnell zu kostspieligen Komplikationen führen. Unsere erfahrenen Anwälte analysieren Ihre spezifische Situation – ob als Wohnungseigentümer oder ehemaliger Verwalter – und entwickeln eine maßgeschneiderte rechtliche Strategie für Ihr Anliegen. Mit jahrelanger Expertise im Wohnungseigentumsrecht stehen wir an Ihrer Seite. ✅ Fordern Sie unsere Ersteinschätzung an!


Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Welche rechtlichen Folgen hat eine verwalterlose Eigentümergemeinschaft?

Eine verwalterlose Wohnungseigentümergemeinschaft (WEG) bleibt zwar rechtlich bestehen, ist aber in ihrer Handlungsfähigkeit erheblich eingeschränkt.

Vertretung und Verwaltung

Bei Fehlen eines Verwalters müssen alle Wohnungseigentümer gemeinschaftlich die Verwaltung des Gemeinschaftseigentums übernehmen. Dies bedeutet, dass sämtliche Eigentümer gemeinsam die WEG nach außen vertreten müssen, etwa beim Abschluss von Verträgen oder bei der Durchsetzung von Ansprüchen.

Praktische Einschränkungen

Der verwalterlose Zustand führt zu erheblichen praktischen Problemen. Alltägliche Verwaltungsaufgaben wie die Beauftragung von Handwerkern, die Überwachung von Dienstleistern oder die Durchführung von Wartungsarbeiten bleiben häufig unerledigt oder müssen von den Eigentümern selbst organisiert werden.

Finanzielle Aspekte

Die finanzielle Verwaltung wird deutlich erschwert. Die Erstellung des Wirtschaftsplans, die Verwaltung der Instandhaltungsrücklagen sowie die Einziehung der Hausgeldvorauszahlungen können nur noch eingeschränkt durchgeführt werden. Dies kann zu finanziellen Engpässen der Gemeinschaft führen.

Rechtliche Durchsetzung

In einer verwalterlosen Gemeinschaft ist die Durchsetzung von Ansprüchen einzelner Eigentümer gegen die Gemeinschaft problematisch. Nach aktueller Rechtsprechung des Amtsgerichts Charlottenburg sind bestimmte Ansprüche nach § 18 Abs. 2 WEG in einer verwalterlosen Gemeinschaft nicht durchsetzbar.

Besonderheit bei Zweiergemeinschaften

In verwalterlosen Zweiergemeinschaften gelten besondere Regeln: Bei Klagen wegen Störungen im Gemeinschaftseigentum vertritt der nicht beklagte Eigentümer die Gemeinschaft, ohne dass es eines vorherigen Beschlusses bedarf.

Haftungsrisiken

Die Eigentümer tragen in der verwalterlosen Zeit ein erhöhtes Haftungsrisiko. Wenn einzelne Eigentümer Verwaltungsaufgaben übernehmen, können sie für Fehler oder unterlassene Maßnahmen persönlich haftbar gemacht werden.


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Ab wann endet die Amtszeit eines WEG-Verwalters automatisch?

Die Amtszeit eines WEG-Verwalters endet automatisch durch Zeitablauf nach der gesetzlich festgelegten Höchstdauer. Bei der Erstbestellung ist die maximale Amtszeit auf drei Jahre begrenzt. Bei allen weiteren Bestellungen gilt eine maximale Amtszeit von fünf Jahren.

Reguläres Ende der Amtszeit

Der Verwaltervertrag endet automatisch, wenn die vorgesehene Bestellungszeit abgelaufen ist. Eine Verlängerung über die gesetzlichen Höchstfristen hinaus ist nicht möglich – entsprechende Beschlüsse wären nichtig.

Wiederbestellung des Verwalters

Wenn die Eigentümergemeinschaft mit der Arbeit des Verwalters zufrieden ist, kann dieser wiederbestellt werden. Der Beschluss zur Wiederbestellung darf jedoch frühestens ein Jahr vor dem Ende der laufenden Bestellzeit gefasst werden. Die Wohnungseigentümer sollen sich nicht für eine längere Dauer als sechs Jahre an einen Verwalter binden.

Vorzeitiges Ende der Amtszeit

Die Amtszeit kann auch vorzeitig enden:

  • Durch Abberufung: Die Eigentümer können den Verwalter jederzeit abberufen. Der Verwaltervertrag endet dann automatisch spätestens sechs Monate nach der Abberufung.
  • Durch Tod des Verwalters.
  • Bei juristischen Personen durch deren Auflösung.

Formelle Anforderungen

Für die Wirksamkeit der Bestellung muss die Amtszeit eindeutig bestimmt sein. Der Bestellungsbeschluss muss Beginn und Ende der Amtszeit klar festlegen. Eine Bestellung ohne konkrete Zeitangabe ist rechtlich problematisch und kann zur Unwirksamkeit des Beschlusses führen.


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Wer vertritt die Eigentümergemeinschaft ohne Verwalter nach außen?

Eine verwalterlose Wohnungseigentümergemeinschaft (WEG) wird durch alle Wohnungseigentümer gemeinschaftlich vertreten. Diese gesetzliche Regelung findet sich in § 9b Abs. 1 Satz 2 WEG.

Grundsätzliche Vertretungsregelung

Die gemeinschaftliche Vertretung bedeutet, dass alle Eigentümer zusammen die rechtlichen Angelegenheiten der WEG wahrnehmen müssen. Dies gilt sowohl für gerichtliche als auch für außergerichtliche Vertretung.

Besonderheiten bei Gerichtsverfahren

Bei Klagen einzelner Eigentümer gegen die Gemeinschaft gelten besondere Regelungen:

  • Klagt ein Eigentümer gegen die Gemeinschaft, ist dieser von der Vertretung ausgeschlossen.
  • Die Vertretungsmacht wächst in diesem Fall den übrigen Wohnungseigentümern zu.
  • Verbleibt nur ein nicht klagender Eigentümer, vertritt dieser die Gemeinschaft allein.

Praktische Umsetzung

Die Vertretung ohne Verwalter ist in der Praxis mit einigen Herausforderungen verbunden:

  • Alle Rechtsgeschäfte müssen von sämtlichen Eigentümern gemeinsam vorgenommen werden.
  • Bei Beschlussklagen wird die Gemeinschaft durch die nicht klagenden Eigentümer vertreten.
  • Die Bestellung eines Prozesspflegers ist in der Regel nicht erforderlich.

Die gemeinschaftliche Vertretung gilt für alle Rechtsgeschäfte, einschließlich des Abschlusses von Verträgen und der Durchführung von Zahlungen. Eine Ausnahme bilden Grundstückskauf- und Darlehensverträge, die einen gesonderten Beschluss der Eigentümerversammlung erfordern.


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Welche Pflichten hat ein ehemaliger Verwalter nach Ende seiner Amtszeit?

Nach Beendigung der Verwalterstellung bestehen für den ehemaligen Verwalter noch wichtige Pflichten zur ordnungsgemäßen Übergabe und Abwicklung.

Herausgabe der Verwaltungsunterlagen

Der ausgeschiedene Verwalter muss unverzüglich und ohne schuldhaftes Zögern sämtliche Original-Verwaltungsunterlagen herausgeben. Diese müssen:

  • geordnet
  • vollständig
  • abholfähig

in seinem Büro bereitgestellt werden. Ein Zurückbehaltungsrecht an den Unterlagen steht dem ehemaligen Verwalter nicht zu.

Rechnungslegungspflicht

Der ehemalige Verwalter ist nach §§ 666, 259 BGB zur umfassenden Rechnungslegung verpflichtet. Diese umfasst:

  • Eine vollständige Einnahmen- und Ausgabenrechnung
  • Vorlage aller relevanten Belege
  • Aufstellung aller noch bestehenden Ansprüche gegenüber Miteigentümern und Dritten
  • Dokumentation aller offenen Verpflichtungen

Abrechnungspflichten

Für die Erstellung der Jahresabrechnung gelten besondere Regelungen. Die Abrechnungspflicht richtet sich nach dem Zeitpunkt des Ausscheidens:

Bei einem Ausscheiden zum 31.12. muss der ehemalige Verwalter den endenden Abrechnungszeitraum nicht mehr abrechnen. Ist jedoch die Abrechnung des vorangegangenen Zeitraums noch nicht erstellt, bleibt er dafür weiterhin verantwortlich.

Haftung für Pflichtverletzungen

Der ehemalige Verwalter haftet auch nach seinem Ausscheiden für Pflichtverletzungen während seiner Amtszeit. Diese Haftung besteht fort, sofern keine Entlastung durch die Eigentümergemeinschaft erteilt wurde. Bei erteilter Entlastung sind Ersatzansprüche für das betreffende Wirtschaftsjahr ausgeschlossen, soweit die Ansprüche den Wohnungseigentümern bekannt waren oder bei sorgfältiger Prüfung hätten bekannt sein müssen.


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Was macht einen Verwalterbestellungsbeschluss nichtig?

Ein Verwalterbestellungsbeschluss kann aus verschiedenen Gründen nichtig sein. Nichtigkeit bedeutet, dass der Beschluss von Anfang an unwirksam ist und keine rechtlichen Wirkungen entfaltet. Im Gegensatz zu anfechtbaren Beschlüssen muss ein nichtiger Beschluss nicht innerhalb der einmonatigen Anfechtungsfrist angegriffen werden.

Schwerwiegende Verstöße gegen zwingende Vorschriften

Ein Verwalterbestellungsbeschluss ist nichtig, wenn er gegen zwingende gesetzliche Vorschriften verstößt. Stellen Sie sich vor, die Wohnungseigentümer beschließen, einen einzelnen Eigentümer zu ermächtigen, den Verwalter auszusuchen und zu bestellen. Ein solcher Beschluss wäre nichtig, da er gegen die zwingende Vorschrift des § 26 Abs. 1 WEG verstößt, wonach die Bestellung des Verwalters durch Beschluss der Wohnungseigentümer erfolgen muss.

Fehlen der Beschlusskompetenz

Wenn die Wohnungseigentümergemeinschaft für einen bestimmten Beschlussgegenstand keine Beschlusskompetenz hat, führt dies zur Nichtigkeit. Ein Beispiel wäre ein Beschluss, der die gesetzliche Kompetenzverteilung zwischen Wohnungseigentümern und Verwalter grundlegend ändert. Wenn etwa beschlossen würde, dem Verwalter unbeschränkte Entscheidungsbefugnisse in allen Verwaltungsangelegenheiten zu übertragen, wäre dies nichtig.

Sittenwidrigkeit oder Verstoß gegen Treu und Glauben

Ein Verwalterbestellungsbeschluss kann auch nichtig sein, wenn er sittenwidrig ist oder gegen Treu und Glauben verstößt. Dies könnte der Fall sein, wenn beispielsweise ein Verwalter bestellt wird, der nachweislich in der Vergangenheit Gelder veruntreut hat oder der offensichtlich nicht über die notwendigen Qualifikationen verfügt.

Folgen der Nichtigkeit

Wenn ein Verwalterbestellungsbeschluss nichtig ist, hat dies weitreichende Konsequenzen für die Wohnungseigentümergemeinschaft:

  • Der vermeintlich bestellte Verwalter hat keine Vertretungsmacht für die Gemeinschaft.
  • Alle Rechtshandlungen, die der vermeintliche Verwalter im Namen der Gemeinschaft vorgenommen hat, sind unwirksam.
  • Die Wohnungseigentümergemeinschaft ist verwalterlos, was bedeutet, dass alle Eigentümer gemeinschaftlich die Verwaltung übernehmen müssen.

Es ist wichtig zu beachten, dass die Nichtigkeit eines Verwalterbestellungsbeschlusses jederzeit geltend gemacht werden kann. Sie müssen also nicht die einmonatige Anfechtungsfrist einhalten. Allerdings empfiehlt es sich in der Praxis, im Zweifelsfall dennoch fristgerecht Anfechtungsklage zu erheben, um auf der sicheren Seite zu sein.

Wenn Sie als Wohnungseigentümer Zweifel an der Wirksamkeit eines Verwalterbestellungsbeschlusses haben, sollten Sie die Gründe sorgfältig prüfen. Ein nichtiger Beschluss kann gravierende Folgen für die Handlungsfähigkeit Ihrer Wohnungseigentümergemeinschaft haben.


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Bitte beachten Sie, dass die Beantwortung der FAQ Fragen keine individuelle Rechtsberatung ersetzen kann. Haben Sie konkrete Fragen oder Anliegen? Zögern Sie nicht, uns zu kontaktieren – wir beraten Sie gerne.


Glossar – Fachbegriffe kurz erklärt

Beschlussersetzungsklage

Eine spezielle Klageart im Wohnungseigentumsrecht, mit der Eigentümer einen fehlenden Beschluss der Eigentümerversammlung durch eine gerichtliche Entscheidung ersetzen lassen können. Sie wird genutzt, wenn die Gemeinschaft einen notwendigen Beschluss nicht fasst oder dieser rechtswidrig abgelehnt wurde. Grundlage ist § 44 WEG. Zum Beispiel kann so die erforderliche Sanierung des Gemeinschaftseigentums gerichtlich durchgesetzt werden, wenn die Eigentümerversammlung diese ablehnt.


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Veranlassungsprinzip

Ein Rechtsgrundsatz, nach dem derjenige die Kosten eines Verfahrens oder einer Maßnahme tragen muss, der diese durch sein Verhalten verursacht hat. Im Prozessrecht bedeutet dies, dass die Partei die Kosten übernehmen muss, die durch ihr Verhalten eine bestimmte Maßnahme notwendig gemacht hat. Geregelt in § 91 ZPO. Beispiel: Wer durch fehlerhafte Zustellung einer Klage zusätzliche Anwaltskosten verursacht, muss diese erstatten.


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Versäumnisurteil

Eine gerichtliche Entscheidung, die ergehen kann, wenn die beklagte Partei im Prozess nicht erscheint oder nicht rechtzeitig reagiert. Das Gericht entscheidet dann allein auf Grundlage des Vortrags der klagenden Partei. Geregelt in §§ 330 ff. ZPO. Die säumige Partei kann gegen das Versäumnisurteil innerhalb von zwei Wochen Einspruch einlegen.


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Nichtige Bestellung

Ein Rechtsakt, der von Anfang an unwirksam ist und keine Rechtswirkungen entfaltet. Im Wohnungseigentumsrecht ist die Bestellung eines Verwalters nichtig, wenn sie gegen zwingende gesetzliche Vorschriften verstößt. Basis ist § 134 BGB. Beispiel: Die gleichzeitige Bestellung mehrerer Verwalter ist nichtig, da das WEG nur einen einzelnen Verwalter vorsieht.


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Nachwirkende Pflichten

Rechtliche Verpflichtungen, die auch nach Ende eines Amtes oder einer Funktion fortbestehen. Sie verpflichten den ehemaligen Amtsträger, bestimmte Aufgaben noch zu erfüllen oder Schaden von der vertretenen Organisation abzuwenden. Basiert auf den Grundsätzen von Treu und Glauben (§ 242 BGB). Beispiel: Ein ehemaliger Verwalter muss auf wichtige Zustellungen reagieren, um Nachteile für die WEG zu vermeiden.


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Rechtliche Klärung

Der Prozess der verbindlichen Feststellung der Rechtslage durch ein Gericht oder durch juristische Expertise. Sie ist erforderlich, wenn eine Rechtsfrage komplex oder strittig ist und unterschiedliche Rechtsauffassungen bestehen. Die Klärung erfolgt durch Auslegung von Gesetzen und Rechtsprechung. Beispiel: Die Einschaltung eines Anwalts zur Klärung komplexer rechtlicher Fragen ist oft notwendig und erstattungsfähig.

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Wichtige Rechtsgrundlagen


  • § 19 WEG: Dieser Paragraph regelt die Grundsätze der Vertretung der Wohnungseigentümergemeinschaft (WEG) durch einen Verwalter. Der Verwalter ist dazu befugt, im Namen der Gemeinschaft zu handeln, insbesondere bei der Verwaltung des gemeinschaftlichen Eigentums und der Durchführung der Beschlüsse der Eigentümerversammlung. Im vorliegenden Fall wird die Frage aufgeworfen, ob die Beschwerdeführerin tatsächlich als Verwalterin wirksam bestellt wurde oder ob sie lediglich als „Scheinverwalterin“ zu betrachten ist, was die Rechtmäßigkeit ihrer Handlungen in Zweifel ziehen würde.
  • § 25 WEG: In diesem Paragraphen werden die Anforderungen an Beschlüsse der Eigentümerversammlung festgelegt, einschließlich der Regelungen zur Beschlussfassung über Wirtschaftspläne. Da im vorliegenden Fall ein Beschluss zur Ablehnung eines Wirtschaftsplans getroffen wurde, ist es entscheidend zu klären, ob die Entscheidung in der Eigentümerversammlung ordnungsgemäß zustande kam und ob die Kläger durch die Beschlussersetzungsklage eine rechtliche Grundlage haben, um einen neuen Beschluss anzufordern.
  • § 331 ZPO: Diese Vorschrift betrifft die Fristen zur Klageerwiderung und die damit verbundenen rechtlichen Folgen. Die Beschwerdeführerin beantragte eine Fristverlängerung zur Klageerwiderung, die jedoch nicht förmlich gewährt wurde. Dies könnte Auswirkungen auf die Verfahrensbeteiligten und die Zulässigkeit der Klage haben, insbesondere im Hinblick auf die fristgerechte Verteidigung gegen die Klage der Kläger.
  • § 269 ZPO: Dieser Paragraph behandelt die Kostenentscheidung in Verfahren, insbesondere die Verpflichtung zur Kostentragung bei unzulässigen Klagen. Der Fall untersucht, ob die Kläger für die Kosten aufkommen müssen, da sie nicht ausreichend geprüft haben, ob die Beschwerdeführerin rechtsgültig als Verwalterin bestellt war. Dies könnte für die Kostenerstattung und die Rechtmäßigkeit der Klage von zentraler Bedeutung sein.
  • § 142 ZPO: Hierin wird das Verfahren zur Rücknahme einer Klage behandelt, welche die Kläger im Laufe des Verfahrens eingeleitet haben. Die Tatsache, dass die Klage zurückgezogen wurde, ohne die Beschwerdeführerin darüber zu informieren, könnte deren Anspruch auf Entlassung aus dem Rechtsstreit und die Kostentragung aufgrund der fehlerhaften Zustellung beeinflussen, da dies den Status der Kläger und ihre Verantwortlichkeiten im Verfahren betrifft.

Weitere Beiträge zum Thema

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    Das Amtsgericht Pfaffenhofen entschied, dass in einer verwalterlosen Wohnungseigentümergemeinschaft die Gemeinschaft durch alle Eigentümer vertreten wird. Im Prozess wird die Gemeinschaft jedoch ohne den klagenden Eigentümer vertreten. Vorgerichtlich greift diese Vertretungsregelung nicht, sodass Erklärungen einzelner Eigentümer nicht der gesamten Gemeinschaft zugerechnet werden können. → → Vertretung in der Eigentümerschaft klären
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    In verwalterlosen Zwei-Personen-Gemeinschaften wird die Wohnungseigentümergemeinschaft im Prozess durch den nicht klagenden Eigentümer vertreten. Einzelne Eigentümer können Hausgeldansprüche nicht selbstständig geltend machen; dies obliegt der Gemeinschaft. Der Bundesgerichtshof hat individuelle Klagebefugnisse in solchen Fällen abgelehnt. → → Hausgeldansprüche in kleinen Eigentümergemeinschaften
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    Nach der WEG-Reform 2020 können einzelne Eigentümer nicht mehr die Unterlassung einer zweckwidrigen Nutzung verlangen; dies ist Aufgabe der Gemeinschaft. In verwalterlosen Zwei-Personen-Gemeinschaften besteht jedoch die Möglichkeit, mittels Beschlussersetzungsklage die Einberufung einer Versammlung zu erzwingen, um entsprechende Beschlüsse zu fassen. → → Rechte der Eigentümer gegen zweckwidrige Nutzung

Das vorliegende Urteil

LG Nürnberg-Fürth – Az.: 14 T 6153/23 WEG – Beschluss vom 26.08.2024


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